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Mit deutsch- und volkstümelndem sowie rechtsextremem und faschistischem Gedankengut habe ich nichts am Hut und nichts zu tun!

Donnerstag, 8. Mai 2014

Einmal einem Sowjetsoldaten спасибо sagen

Eine spontane und unsortierte Erinnerung an eine Kundgebung am Ehrenmal für die sowjetischen Soldaten in Berlin-Tiergarten am 8. Mai 2014

Den Sowjetsoldaten „Danke“ sagen, dass sie den Faschismus besiegt und entscheidend dazu beitrugen, Europa zu befreien, das scheint heute, 69 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, kaum noch üblich. Hierzulande liegt es sicher auch daran, dass die Bundesrepublik nicht nur Rechtsnachfolger des „Dritten Reiches“ ist, sondern von diesem eine ganze Reihe an Kontinuitäten übernahm. Das reicht von den Eliten und alten aktiven Nazis und Kriegsverbrechern in Amt und Würden über Traditionen in der Bundeswehr und den Antikommunismus bis hin zu den grundlegenden Eigentumsverhältnissen. So nimmt es nicht wunder, dass für die alte Bundesrepublik ein Erinnern an das, was die Sowjetunion und ihre Menschen durch die deutschen Faschisten erlitten und was die sowjetischen Soldaten opferreich und mit viel Blutzoll leisteten, nie ernsthaft in Frage kam. Davon haben all jene etwas mit eingebracht, die am 3. Oktober 1990 neue Bürger der Bundesrepublik wurden nach ihrem Leben in der DDR. Dieser Staat, der in Folge des von den deutschen Faschisten entfesselten und verlorenen 2. Weltkrieges entstand, hatte die Erinnerung an die Sowjetsoldaten hoch gehalten, wenn auch ritualisiert.

Die Kundgebung am Ehrenmal in Berlin Tiergarten (Foto: Friedenskooperation Berlin)
Aber für viele in der DDR war es mehr als ein Ritual, was auch für den angeblich verordneten Antifaschismus galt. Aber sie werden weniger, und jene ebenso, die auch in den sogenannten alten Bundesländern die Erinnerung hochhielten. Einige von ihnen trafen sich am späten Nachmittag des 8. Mai am Ehrenmal für die sowjetischen Soldaten in der Berliner Straße des 17. Juni, kurz hinter dem Brandenburger Tor. Dort hatte zuvor die Linkspartei eine kleine Kundgebung gegen die Kriegspolitik abgehalten. Bei beiden Ereignissen waren jeweils vielleicht 50 Menschen anwesend. Gemeinsam gedachten sie am Ehrenmal der gefallenen sowjetischen Soldaten, jenen, die ihr Leben ließen im Kampf gegen den deutschen Faschismus, in jenem massenmörderischen Krieg. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dabei zu sein, nicht nur weil der 8. Mai der "Tag der Befreiung" war und ist. Heinrich Fink, Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, erinnerte an sie ebenso wie Uwe Hiksch von den Naturfreunden Berlin e.V. und Ulla jelpke, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei. Diese Partei war übrigens nach der Kundgebung am Brandenburger Tor kaum zu bemerken am Ehrenmal. Dort wurde auch vor den alten und neuen Faschisten gewarnt, gerade mit Blick auf die Ukraine, ebenso vor neuen Kriegen. Eine 92jährige Frau stellte resigniert fest, dass sie schon viel erlebt habe, „aber es geht alles wieder von vorne los“. Sie verstehe nicht, warum.

Der 89jährige Veteran der Sowjetarmee im Gespräch vor einer der beiden Kanonen, deren Salven das Ende des 2. Weltkrieges verkündeten und die heute beim sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten stehen (Bild von mir)

Die Kundgebung am Ehrenmal für die sowjetischen Soldaten war aber nicht nur den Gefallenen gewidmet, sondern auch jenen, die den Krieg überlebten. Drei von ihnen kamen zufällig dazu, eingeladen nach Berlin von der russischen Botschaft. Und so konnte ich einem von ihnen, einem 89jährigen Veteranen der sowjetischen Armee, mein persönliches спасибо sagen. Er bedankte sich für die Aufmerksamkeit. Wir haben uns noch ein wenig unterhalten, ich mit meinen Resten vom Schulrussisch, er hoffend, dass ich ihn verstehe, mit ein paar Brocken Deutsch, was er einst in der Schule lernte. Wir lachten, dass das bei ihm ziemlich lang her ist. Er erzählte mir von seinen beiden Urenkeln und ich wünschte ihm alles Gute. Vor Aufregung und wegen anderer Gesprächspartner von ihm und weil die drei Veteranen weiter mussten, habe ich vergessen, ihn zu fragen, wie er heißt, Schade. Aber ich werde ihn in Erinnerung behalten, namenlos, aber mit einem Bild von ihm. Und froh, dass ich einem der Sowjetsoldaten, die den Krieg gegen den Faschismus überlebten, спасибо sagen konnte.

Zu der Kundgebung am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten hatte übrigens die Friedenskoordination Berlin aufgerufen

Hier ein Bericht von Weltnetz TV

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