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Mittwoch, 23. Januar 2013

"Der Westen versteht den Konflikt nicht"

Der Krieg in und gegen Syrien, gefördert von den führenden westlichen Staaten und ihren arabischen Verbündeten, geht weiter. Ein Ende ist immer noch nicht in Sicht.
Das Thema habe ich nicht aus den Augen verloren. Und so sei auf ein interessantes Interview hingewisen, dass Dr. Behrooz Abdolvand vom Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin dem Portal euractiv.de gab. Der Wissenschaftler hat laut dem Beitrag eine Studie zum Konflikt in Syrien vorgestellt, die er zusammen mit David Ramin Jalilvand erstellt hat.
Hier ein Auszug:
"EurActiv.de: Warum ist der syrische Präsident Baschar al-Assad nicht schon längst gestürzt worden?
ABDOLVAND: Es scheint so, als hätten die Regierungstruppen in der Auseinandersetzung mit den Aufständischen die Oberhand gewonnen.
EurActiv.de: Woraus schließen Sie das?
ABDOLVAND: Hierfür sprechen einige Indizien: Die Freie Syrische Armee (FSA) musste sich offenbar aus der zweitgrößten Stadt des Landes, Aleppo, und aus ihrer Hochburg Homs weitestgehend zurückziehen. Das israelische Nachrichtenportal Debka berichtet, die Zahl der Rebellen sei zu niedrig, um Assad besiegen zu können. Tatsächlich haben von 630.000 Soldaten bis jetzt nur 50.000 Soldaten – hauptsächlich sunnitischen Glaubens – das Lager von Assad verlassen, um sich der Opposition anzuschließen. Hingegen haben erst vor kurzem 20.000 neue Soldaten den Militärdienst für Assad angetreten. Vieles deutet darauf hin, dass es um die Lage der Rebellen schlecht bestellt ist.
EurActiv.de: Wie konnte es trotz massiver Unterstützung der Aufständischen aus Europa und den USA sowie des Golf-Kooperationsrats (GCC) und der Türkei dazu kommen?
ABDOLVAND: Nachdem im Zuge der NATO- beziehungsweise US-Einsätze auf dem Balkan, in Afghanistan und im Irak die Gegebenheiten vor Ort grundlegend missverstanden wurden, wiederholt sich in Syrien offenbar die Geschichte. Der Westen versteht den Konflikt nicht.
EurActiv.de: Was verstehen wir denn nicht?
ABDOLVAND: Hafez al-Assad, Vater des heutigen Präsidenten, gelang es, den ethnisch-religiösen Mix des Landes zu seinen Gunsten zu nutzen. So steht das System von Vater und Sohn Assad für eine Balance zwischen sunnitischer Bevölkerungsmehrheit und der Vielzahl von Minderheiten einschließlich Christen, Kurden, Alawiten, Schiiten, Jesiden, Juden und Drusen.
Darüber hinaus gehört ein nicht unbedeutender Teil der etwa 60 Prozent sunnitisch-arabischen Syrer zu Anhängern eines säkularen Staates, die hauptsächlich in der Bath-Partei organisiert sind, die sich als säkulare arabische Nationalisten sehen und nicht als Anhänger eines islamischen Staates und die in diesem Sinne von der Kooperation mit dem Assad-System profitieren.
Dies erklärt, warum die Aufständischen in Syrien – im Gegensatz zu den Revolutionären Ägyptens und Tunesiens – nicht ausreichend Unterstützung aus den Reihen der Bevölkerung erhalten, um Assads Regime zu stürzen. Die Visionen von "Freier Syrischer Armee" (FSA), Muslimbrüdern und al-Qaida finden nicht den gewünschten Widerhall bei der breiten Masse der Syrer. ..."

Das vollständige Interview mit Behrooz Abdolvand ist hier nachzulesen.
Den Hinweis auf das Interview fand ich hier.

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